Victoria Maiwald

Tammy Schlemmer
Autorin
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10 Fragen -Interview
mit Victoria Maiwald
Victoria, vielen Dank dass du bereit bist, uns 10 Fragen zu deiner Person zu beantworten.

Danke, für die Möglichkeit, mich etwas vorzustellen.

Du heißt Victoria Maiwald, bist 29 Jahre alt und lebst und arbeitest in London.

Das stimmt. London ist großartig. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, nicht hier verwurzelt zu sein.

Gut, ich habe mir die 10 Fragen an dich bereits vorab notiert. Rückfragen zu deinen Antworten sind natürlich möglich.

Gut, fangen wir an.

1. Als was genau arbeitest du?

Ich bin Projektmanagerin im Bereich Marketing Communications, einer großen englischen Firma, die im Lebensmittelbereich tätig ist. Den Namen darf ich aus werbetechnischen Gründen nicht nennen, aber ich bin mir sicher, ihr habt alle schon davon gehört und bestimmt einige unserer Produkte zu euch genommen.

Könntest du uns den Begriff Marketing Communications etwas erläutern? Was sind deine Aufgaben?

Mein Team und ich sind dafür zuständig, neue Produkte oder Produktlinien zu etablieren, also sie erfolgreich zu bewerben, so dass sie möglichst gut angenommen werden. Das heißt, wir überlegen und entwickeln die gesamte Werbestrategie. Wir entscheiden, auf welche Art und mit welchem Slogan geworben werden soll. Je nach Produkt kann das ganz unterschiedlich sein. Radio, Kino, Fernsehen, Online, Printmedien, Material für die Läden, Außenwerbung, also Plakate und Anzeigetafeln, Produktverkostungen in unseren Läden, Streetmarketing, usw. Anschließend erstellen die einzelnen Werbeabteilungen, wie beispielsweise das Store-Marketing oder das Onlinemarketing Team, die tatsächliche Werbung, anhand unserer Strategie. So gehen wir sicher, dass die verschiedenen Arten der Werbung zusammen passen und einen Wiedererkennungswert haben.

Das klingt wahnsinnig spannend.

2. Was gefällt dir an deinem Beruf besonders gut?

Meine Kollegen und ich arbeiten stark mit der Forschung und Entwicklung zusammen. Oft sind wir die Ersten, die ein Produkt testen oder eine neue Sorte probieren. Gefällt es uns, liegt es an uns, dem Produkt Leben einzuhauchen. Hier können wir ganz kreativ sein und manchmal auch ein bisschen verrückt. Es ist aufregend zu sehen, wie aus deiner kleinen Idee eine landesweite Medienkampagne wird.

3. Du hast am Royal Business College of London Marketing & Kommunikation studiert. Warum hast du dich für diesen Studiengang entschieden?

Im Alter von ca. 9 Jahren, habe ich mit meinen Klassenkameraden, im Rahmen einer Schul-Aktion, selbst gebackene Kekse verkauft. Wir haben damit das Budget unserer Klassenfahrt aufgebessert. Ich erinnere mich, dass unsere Aktion über mehrere Wochen ging. Je mehr wir mit Schildern geworben und so auf uns aufmerksam gemacht haben oder sogar Annoncen in der Schülerzeitung druckten, desto eher waren die Kekse verkauft. Natürlich half es uns, dass die Kekse den Schülern schmeckten und sich die Sache auch herum sprach. Das Prinzip hat mich fasziniert und nie mehr so richtig losgelassen. Im Laufe der Jahre, wurde es zu einem großen Traum, an einer renommierten Fakultät Marketing zu studieren. Da ich bereits drei Jahre vor dem Studium nach England gekommen war, bot es sich an hier zu studieren. Mir war wichtig, dass mein Studium sich nicht nur auf die Grundsätze versteift, sondern auch die neuen Medien ins Auge fasst. Das Studium am Royal passte genau zu meinen Vorstellungen und glücklicherweise hat es ja auch mit dem Studienplatz geklappt.

4. Es klang vorhin schon kurz an. Du stammst ursprünglich aus Deutschland. 

Ja, das stimmt.

Wie und warum bist du hier in Großbritannien gelandet?

Nach meinem Abitur, wollte ich die Gelegenheit nutzen, um etwas Zeit im Ausland zu verbringen. Neben dem praktischen Anwenden der Fremdsprachenkenntnisse wollte ich das echte Leben in einem anderen Land kennen lernen. Daher habe ich ziemlich schnell entschlossen, dass ich als Au Pair arbeiten möchte. Am Ende habe ich mich für eine Familie in Südengland entschieden und habe es bis heute nicht bereut. Die drei Jahre haben meinen Horizont erweitert und mich ziemlich geprägt. Es ist wirklich eine einzigartige Erfahrung, aus dem eigenen Komfortbereich zu steigen und in einem fremden Land, zu fremden Personen zu ziehen. Sicher nicht immer einfach, aber eine großartige Chance. Ich habe mir hier ein Leben aufgebaut. Freunde und Familie gefunden. Daher lag es nahe, auch weiterhin hierzubleiben. 

Hattest du kein Heimweh?

Natürlich. Als sich damals die erste Aufregung über das neue Leben gelegt hatte und der Alltag mit einem kleinen Kind begann, da hab ich mir mein ruhiges und sorgloses Schülerleben zurück gewünscht. Es gab Tage, da habe ich mehrmals in Deutschland angerufen. 
Als ich nach dem ersten Weihnachtsurlaub wieder nach Großbritannien kam, war es auch eine sehr schwere Zeit. Aber glücklicherweise hatte ich auch hier bereits viele Freunde, die mir halfen, mit dem Heimweh zurechtzukommen.

5. Hast du auch heute noch viel Kontakt zur Familie und Freunden in Deutschland?

Nein. Meine Familie in Deutschland bestand nur aus meiner Großmutter. Sie ist leider während meines Studiums verstorben. Mit den damaligen Freunden habe ich kein Kontakt mehr. 

Bei meinen Recherchen habe ich gelesen, dass du dein Studium unterbrochen hattest.  

Ja, das stimmt. Kurz vor dem Studienende verschlechterte sich der Gesundheitszustand meiner Großmutter und ich musste pausieren. 
Lange Zeit wusste ich nicht, ob ich das Studium beenden würde. 
Als ich schließlich nach London zurückkehrte, klärte sich alles und ich konnte den Abschluss nachholen.

Das war sicher keine einfache Zeit.

6. Was glaubst du, können andere von deinem Werdegang lernen?

Sicher gibt es andere Leute, deren Werdegang um einiges interessanter ist als meiner. Die mehr erreicht haben und das in kürzerer Zeit. 
Aber, etwas das ich in den letzten Jahren gelernt habe ist, dass es nie so kommt wie wir uns die Dinge vorstellen. Immer wieder werden wir auf Herausforderungen treffen. Manche werden uns alles abverlangen, uns beinahe brechen. Wichtig ist, dass man das Ziel nie aus den Augen verliert. Es heißt, viele Wege führen nach Rom. Genau das durfte ich erfahren. Immer wieder bin ich während des Studiums und auch danach auf diese Herausforderungen gestoßen. Dinge, die mich aus der Bahn geworfen haben. Immer wieder musste ich mich zurück auf den Weg kämpfen. Musste Menschen und Träume aufgeben. Am Ende waren all diese Umwege, mein Weg. Und heute stehe ich da, wo ich immer sein wollte. Verliere deine Ziele nie aus den Augen. Stellt sich dir etwas in den Weg, dann suche den Weg drum herum. Lerne aus den Fehlern und versuche es erneut. Gib nie auf. 

Das ist in der Tat eine wertvolle Lektion. Vielen Dank für diesen Einblick, Victoria.

7. Woher nimmst du deine Motivation bzw. Inspiration?

Inspiration finde ich überall im Alltag. Oftmals sind es die Kleinigkeiten, die die Kreativität beflügeln. Eine Form, ein daher gesagter Satz, ein Kleidungsstück oder eine Aussicht. Es entsteht eine Idee und mithilfe anderer entwickelt es sich in die richtige Richtung.

Motivation dagegen, finde ich nur in meinen Mitmenschen. In meinen Freunden und natürlich in meinem Partner. In denen, die mir wichtig sind. Die mich unterstützen und durchaus auch mal korrigieren. Sie sind es, die mir jeden Tag Freude und Motivation bringen

Kommen wir zu den letzten drei Fragen des Interviews.

8. Wenn du mit einer Person dieser Welt, für eine Woche tauschen könntest, wen würdest du auswählen und warum?

Wow, das ist wirklich eine sehr gute Frage. Es gibt viele Personen, mit denen ich gerne Zeit verbringen würde, aber tauschen ist knifflig. Wahrscheinlich würde ich am ehesten mit der 5-jährigen Tochter einer Kollegin tauschen wollen. Das sorgenfreie Leben eines Kindes führen. 
Die größte Herausforderung ist, unbemerkt an die Keksbox in der Küche zu gelangen.

Eine sehr gute Wahl. Wer wünscht sich nicht ab und an in die Kindheit zurück.

9. Wie lautet deine Lebensphilosophie? 

Meine Großmutter sagte früher immer zu mir, "Vicky, du bist eine Kämpferin und Kämpferinnen erreichen ihre Ziele immer!" Dieser Satz ist zu einer Art Mantra für mich geworden. 

10. Kommen wir zu unserer letzten Frage, welche sehr gut zu deinem Mantra passt. Wofür lohnt es sich, deiner Meinung nach, am meisten zu kämpfen?

Ich denke, hier wird jeder eine andere Antwort haben. Für mich sind es mein Partner und meine besten Freunde. Alles andere würde ich für diese drei Personen aufgeben. 

Vielen herzlichen Dank Victoria, für deine Bereitschaft für das Interview.

Danke, dass ich hier sein durfte.


London, Januar 2019
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